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Gedanken zur Pferdezucht

Noch ein Pferde-Blog - aber anders!

So…. und noch ein Reiter-Blog, werden nun Viele denken. Ja, richtig, es gibt Viele, die in den sozialen Medien bereits ihre Gedanken zum Reitsport kundtun, allerdings meistens aus der Reiter-Sicht. Ich wähle einen anderen Ansatz aus – nicht zuletzt basierend auf dem Grundgedanken, dass "richtiges Reiten der Gesunderhaltung des Pferdes dient". Für die Gesunderhaltung sind allerdings viele Dinge notwendig, die nicht direkt etwas mit dem Reiten zu tun haben – diesen will ich mich in meinem Blog widmen. Dabei handelt es sich nicht um Tipps, sondern vor allem um Erfahrungswerte, die ich mir im Umgang mit den Vierbeinern im Verlauf von mehr als 40 Jahren angeeignet habe. Wer möchte, kann daran teilhaben, diese Erfahrungswerte für sich nutzen oder auch weitergeben.

 

Ich reite inzwischen seit über 40 Jahren und habe in dieser Zeit dank meiner Eltern auch Erfahrungen in der eigenen Pferdehaltung sammeln können. Verschiedenste Pferde haben meinen Weg mal länger, mal auch nur für kurze Zeit begleitet – sie alle waren Lehrmeister, haben mich immer wieder dazu gebracht, mein Tun zu überdenken und vor allem immer wieder über den Tellerrand zu schauen.

 

Ich habe Vielseitigkeit geritten, als das Ganze noch "Military" hieß – heute belasse ich es bei Dressur, Bodenarbeit und ein wenig Springen (aber mehr zur Abwechslung fürs Pferd). Dazwischen habe ich mich auch im Westernsattel ausprobiert, hätte auch beinahe ein Westernpferd gekauft, und habe tatsächlich auch versucht, Polo zu lernen. Gar nicht so einfach, wie es aussieht….

 

Und jetzt versuche ich mich im Bloggen. Anders als viele andere Blogs will ich nicht die 155. Lösungsvorschläge für korrektes An-, Rund- oder sonstiges Reiten geben. Vielmehr schreibe ich über Dinge, die mich teilweise schon seit Jahren umtreiben, oder Gedanken zu aktuellen Ereignissen, neuen "Methoden" oder Wegen. Den Auftakt macht die Pferdezucht, sie ist schließlich auch die Geburtsstätte der Reiterei.

 

Vor Jahren  habe ich selbst Erfahrungen in der Pferdezucht gesammelt: Meine Stute Louisiana (von Ludendorff aus einer Cardinal xx-Mutter) hat mir sechs gesunde Fohlen geschenkt. Allerdings habe ich in dieser Zeit schnell realisiert, dass in der Pferdezucht kaum Geld übrig bleibt…. Ich habe (fast) alle Fohlen als Absetzer verkauft und war schon froh, wenn ich mit dem Erlös die Kosten decken konnte.

 

Vor einiger Zeit hat das Fachmagazin reiten St. Georg mal berechnet, was ein dreijähriges Pferd beim Züchter kosten müsste – da kam eine Summe von rund 16.000 Euro raus. Vorausgesetzt natürlich, alles Notwendige wurde für das junge Wesen getan – Gesundheitsmanagement inklusive. Ich habe mal nachgerechnet auf der Basis von Durchschnittswerten: Bei einer Decktaxe von 800,-- kommen zunächst die Haltungskosten für die Stute über 17 Monate dazu (11 Monate Trächtigkeit, 6 Monate Fohlen bei Fuß – macht 5.100 Euro dazu, wenn man einen Schnitt von 300 Euro pro Monat (inkl. Impfen, Tierarzt, Wurmkuren, Hufschmied) rechnet.

 

Dann wird das Fohlen als Absetzer bis zu seinem dritten Lebensjahr durchschnittlich – wenn alles gut läuft und der Aufzuchtplatz günstig ist -200 Euro pro Monat (inkl. Gesundheitsmanagement – s.o.) kosten, macht noch einmal (2,5 Jahre) 6.000 Euro. Das sind für einen rohen Dreijährigen schon mal 11.900 Euro – ohne Anreiten. Rechnet man noch einmal ein halbes Jahr Beritt (und dementsprechend Unterhalt, der nun natürlich höher liegt) hinzu, werden weitere 3.600 Euro fällig (jeweils 300 Euro pro Monat für Beritt und Unterhalt, eher knapp kalkuliert, kann je nach Region auch deutlich darüber liegen) – und schon sind wir bei einem angerittenen 3-Jährigen bei einem Preis von 15.500 Euro gelandet.

 

Für die wenigsten Dreijährigen ist wohl ein so hoher Erlös zu erzielen (vielleicht bis auf die Auktionsausnahmen, wenn denn die Preise, die veröffentlicht werden, auch die bezahlten sind….). Da wird schnell deutlich, dass Pferdezüchter echte Enthusiasten sein müssen.

 

Und wer will schon ein dreijähriges Pferd kaufen, ganz abgesehen davon – wer kann so ein Pferd schon bedienen?!  Ein normaler Amateur sicher nicht – hier halte ich es mit dem Spruch "Alter Reiter – junges Pferd, junger Reiter – altes Pferd", wobei "jung" und "alt" als Synonym für Erfahrung zu sehen ist.  Viel zu häufig habe ich es schon erlebt, dass sich relativ unerfahrene Reiter ein junges Pferd kauften – und damit vor Probleme gestellt wurden, die sie mit einem erfahrenen Pferd wahrscheinlich nicht gehabt hätten…

 

Pferdezucht ist heute schwieriger denn je, ich habe meine eigenen Zuchtversuche auch schon vor Jahren eingestellt. Ich habe generell vor jedem Pferdezüchter Respekt, der es versucht, richtig zu machen. Doch was ist richtig? Wie wähle ich den passenden Hengst für meine Stute? Gehe ich mit der Mode, kaufe ich teuren Samen in der Hoffnung, den späteren Olympiasieger im Stall zu haben? Oder setze ich einen Junghengst ein und damit auf das Prinzip Hoffnung? So viele Fragen…. Noch mehr Fragen tauchen für mich auf, wenn ich mir die aktuellen Hengstkataloge ansehe – und parallel dazu das Körungsgeschehen.

 

Jedes Jahr strömen allein im Reitpferdebereich rund 200 gekörte Junghengste auf den Markt – und suchen ihren Platz bzw. versuchen, sich im Deckgeschehen zu behaupten. Doch ist diese Zahl überhaupt realistisch und orientiert sich am Markt? Dazu passt ein Blick in die Hengstkataloge: Wo bleiben die ganzen Althengste? Auf einigen größeren Deckstationen sind einige "Altgediente" zu finden – aber wo ist der ganze Rest? Wenn jährlich 200 Neue dazu kommen, müssten ja auch rund 200 Alte ausrangiert werden…. Wo landen diese? Gehen sie direkt  auf die letzte Reise – oder werden sie gelegt und als "Freizeitpferd" abgegeben? To be continued....